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  Mindener Tageblatt 12.10.2011
   

Geschenk zum 135. Geburtstag
Von Jürgen Langenkämper

48. Geschichtstaler erinnert an Schriftstellerin Gertrud von le Fort
Minden (mt). Mit ihrem 48. Geschichtstaler erinnern die Münzfreunde an die in Minden geborene Schriftstellerin Gertrud von le Fort. Zum 135. Geburtstag präsentierten die Numismatiker im Kleinen Rathaussaal ihr glänzendes Geschenk.

Am 11. Oktober 1876 kam Gertrud von le Fort als Tochter eines Majors der 7. Gendarmeriebrigade in Minden zur Welt. Lange schien unklar, wo genau. Der Taler selbst zeigt das Haus Rosentalstraße 7. Manfred Schäfer, Vorsitzender der Literaturgesellschaft Gertrud von le Fort in Oberstdorf, erläuterte in seiner Laudatio, wie das Rätsel gelöst wurde.
Denn beim Geburtseintrag auf dem Standesamt am 14.Oktober 1876 hatte der Vater noch keinen Vornamen für sein erstes Kind angegeben. Fünf Wochen später, nach der Taufe, in der Garnisonskirche St. Simeonis ließ Freiherr von le Fort den Vornamen nachtragen. Dabei sei am Rande auch die Anschrift notiert worden, teilte Schäfer mit.

Geburtshaus vor zwei Jahren renoviert
"Auch Oskar Schnelle, der Sohn des Eigentümers, hat mehrfach berichtet, dass Gertrud von le Fort in dem Haus geboren wurde", so Schäfer weiter. Vor zwei Jahren wurde das mehr als 150 Jahre alte Fachwerkgebäude durch einen Nachfahren, Wilhelm Schnelle jun., der nun der Präsentation des Talers beiwohnte, restauriert (MT vom 1. Mai 2009).
Manfred Schäfer beleuchtete die Stationen im Leben der adeligen Schriftstellerin, die schon mit vier Jahren aus Minden fortzog und nur schwache Erinnerungen an ihre Geburtsstadt hatte. Ein "großer blühender Rotdornbaum", im Hause Weingarten 30, wo die Familie wohnte, und der Alte Friedhof als "Blumengarten", auf dem eine jüngere Schwester begraben lag, blieben ihr im Gedächtnis.
Mit 50 Jahren konvertierte die tiefreligiöse konservative Freifrau, inzwischen in Bayern lebend, zum Katholizismus. Zum Nationalsozialismus entwickelte sich eine kritische Distanz. Ihre Bücher durften schließlich von öffentlichen Bibliotheken nicht mehr entliehen werden. Sie sei „innerhalb des Hitlerschen Deutschland wohl die wertvollste, begabteste Vertreterin der intellektuellen und religiösen Widerstandsbewegung“ gewesen, schrieb Hermann Hesse, als er sie 1949 - ohne Erfolg - für den Literaturnobelpreis vorschlug. Stattdessen erfuhr die Dichterin in den 50er- und 60er-Jahren zahlreiche Ehrungen. Kurz nach ihrem 95 Geburtstag starb sie am 1. November 1971 in Oberstdorf, wo sie mit Unterbrechungen seit 1940 gelebt hatte.
Der von Ingrid Möhlmann gestaltete Geschichtstaler - ihr 25. Werk in der Reihe der Münzfreunde - zeigt neben einem Portrait Gertrud von le Forts ihr Geburtshaus und ihr Zitat: „Brich an, Friede der Erde!“ Stellvertretender Bürgermeister Harald Steinmetz dankte dem Verein und seinem Vorsitzenden Albert Kruse für die Serie von Geschichtstalern, die einen „ungewöhnlichen Streifzug durch die Mindener Geschichte“ böten.
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