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Schriftstellerin war Ehrenbürgerin

In Oberstdorf verwurzelt

Manfred Schäfer erinnert an die Autorin Gertrud von le Fort

   
Bis zu ihrem Tod war sie eine der prominentesten Einwohnerinnen von Oberstdorf: die Schriftstellerin Gertrud von le Fort. Im Johannisheim erinnerte jetzt Manfred Schäfer mit dem Vortrag „Gertrud von le Fort: Die Verfemte“ an die 1871 geborene Autorin.

Die Schriftstellerin verfasste zahlreiche ihrer Werke in Oberstdorf, das sie sich ab 1940 zum Wohnsitz auserkoren hatte. Sie wurde Ehrenbürgerin. Noch heute trägt das Gymnasium der Marktgemeinde ihren Namen. Zu den Texten, die in Oberstdorf entstanden sind, zählt auch die Novelle „Die Verfemte“, die im Mittelpunkt des Vortrags stand. Als Vorsitzender der „Literaturgesellschaft Gertrud von le Fort“ hat Manfred Schäfer es sich zur Aufgabe gemacht, die Werke der Autorin wieder einer breiteren Leserschaft zu erschließen.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Literatur - ein Weg auch zu sich selbst“, die durch die Katholische Gäste- und Kurseelsorge Oberstdorf ins Leben gerufen wurde, gab der Referent einen fundierten Einblick in die Erzählkunst der Dichterin, die noch weit nach dem Zweiten Weltkrieg dem Kreis der bekanntesten deutschsprachigen Autoren angehörte. Die Zuhörer wurden mit Bild- und Tondokumenten sowie mit anschaulich aufbereiteten Informationen mit dem Text und der Bedeutung der Novelle vertraut gemacht. Zugleich eröffnete dies einen Blick auf die Dichterin, deren Persönlichkeit gleich in mehreren Figuren der Erzählung zum Vorschein kommen.

Die für von le Fort typische Bearbeitung eines historischen Stoffs findet sich auch in der Novelle „Die Verfemte“, wobei sich die Handlungsstränge zwar auf unterschiedlichen Zeitebenen abspielen, zugleich aber miteinander verwoben sind: Ereignisse während der Nordischen Kriege im 17. Jahrhundert haben noch Auswirkungen auf die Zeit der Weltkriege im 20. Jahrhundert.

Das vorangestellte Motto aus dem Alten Testament - aber denen, die mich lieben und meine Gebote halten, tue ich wohl bis ins tausendste Geschlecht - verdeutlicht den Grundgedanken der Novelle, dass Taten aus Barmherzigkeit über den Tod hinaus wirken können, selbst dann, wenn die handelnde Person wegen ihres Verhaltens in Misskredit gerät bzw. verfemt wird.

Neben der erzählerischen Qualität sei es gerade die Auseinandersetzung mit solch elementaren Themen, welche die Lektüre von Texten der Schriftstellerin nach wie vor zu einem lohnenden Unterfangen mache. (Rainer Stiegeler) 

 
   
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