Die Vöglein von Theres

 

König Ludwig, das Kind, soll in Forchheim zum König gekrönt werden. Die Großen des Reiches, die sich auf der Burg Theres am Main gesammelt haben, sehen der Krönung des minderjährigen Kindes skeptisch entgegen. Unter ihnen ist auch Heinrich von Sachsen, dessen Landsleute einst in Verden zwangsweise christianisiert worden sind. Sein Vater, Herzog Otto, hat die Devise vertreten: „Wir Sachsen sind als die letzten in das Reich eingegangen, darum müssen wir die ersten sein, die zu ihm stehen – wir haben das Reich vollendet.“ Heinrich war hier nicht eins mit seinem Vater, sondern dachte: „Es ist niemand über mir, denn der Sachsen Herzog! Was geht mich das Frankenreich an?“ Die Krönungszeremonie macht die Hilflosigkeit Ludwigs deutlich: Er wird geleitet von seinen Vormündern, dem Bischof Hatto von Mainz und dem Konradiner von Weilburg. Da er aus eigener Kraft nicht vom Pferd abzusteigen vermag, hilft ihm Heinrich von Sachsen ritterlich aus dem Sattel. Er wird schließlich dem Volk auf den Schultern des Konradiners wie auf einem Postament stehend präsentiert, wobei ihm die viel zu große Königskrone über das Gesicht herabrutscht. Sein Wille: „König Ludwig will die Krone allein tragen!“ misslingt. Die Krone rollt schließlich vor die Füße des jungen Heinrich von Sachsen.
18 Jahre später, als man Heinrich von Sachsen in Fritzlar zum König wählt, will sich dieser nicht krönen lassen: „Diese Krone ist zu mir gekommen, nicht dass ich sie aufsetze, sondern dass ich sie aufhebe – es genügt mir, wenn ich sie in meinen Händen trage.“Und das Volk erzählt sich: „König Heinrich, seines Namens ‚der Vogler’, ist nicht an seinem Haupt gekrönt worden wie andere Könige, sondern er ist an seinen Händen gekrönt worden – mit denselben hat er die deutsche Königskrone aus dem Staub gehoben.“

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